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Donnerstag, 8. Juni 2023
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Max Gnant als Benj im Liebesrausch, nachdem er Fögi kennengelernt hat.
Der Schauspieler Max Gnant bringt ein Kultbuch des Autors Martin Frank von 1979 auf die Bühne. Die Geschichte erregte später auch als Film Aufsehen.
Theater Es schlug voll ein in der Schweizer Literaturszene von 1979: Das Buch «ter fögi ische souhung» von Martin Frank. Nur schon dieser Titel, nur schon diese Sprache. «Frank ist unverklemmt in einem Masse, dass man ahnt, welchen Weg die ernsthaft-verkrampften Schweizer Autoren zu gehen hätten bis zur Entspannung», schrieb der Schriftsteller Jürg Laederach.
Franks Buch hat den Schauspieler Max Gnant schon vor vielen Jahren in den Bann gezogen. Nur schon wegen der Sprache. Frank lebt in Zürich, verbrachte aber die frühe Kindheit in Bern. Er schreibt in einem Berndeutsch, wie man es eher in Langenthal und in der Nähe von Solothurn spricht. Sein Stilmittel jedoch ist es, diesen Dialekt genauso zu schreiben, wie man ihn hört. Er scheut sich nicht davor, Wortgrenzen zu überspringen. Wohl gab es in den 1970ern einen Trend zu Dialektbüchern. Franks eigenwilliger Sprachgebrauch ist im deutschsprachigen Raum jedoch einmalig.
«Das Buch ging mir unter die Haut. Man muss es laut lesen, um es zu verstehen», sagt Gnant: «Damit kommt einem auch Franks Protagonist ungewöhnlich nahe.» Es ist Benni. Er erzählt uns die Geschichte aus seiner eigenen Sicht. Benni ist gerade mal 15, lernt den Rocker und Musiker Fögi kennen und ist hin und weg. Der 25-jährige Fögi verkörpert alles, was Benni sein möchte. Fögi lässt sich auf Benni ein. Der erste Satz im Buch gibt Ton und Thema an: «ter reto seit, ter fögi ische souhung».
Das Schimpfwort hat einen doppelten Sinn. Einerseits fehlt Fögi jedes Gefühl dafür, dass er für seinen jungen Freund Verantwortung trägt. Stattdessen beutet er den Jungen emotional aus. Der «Souhung» bezieht sich aber auch darauf, dass es Fögi mit Männern treibt. In der Zeit, als Frank sein Buch schrieb, war Homosexualität völlig verpönt. Der gesellschaftliche Druck auf ein Schwulenpaar wie Fögi und Benni trägt wesentlich dazu bei, dass die Liebe zwischen beiden kaputtgeht.
«Für mich ist es bei meiner Arbeit spannend, Minderheiten eine Stimme zu geben», sagt Gnant. Inzwischen hat er mit Regisseurin Maria Rebecca Sautter und weiteren Theaterschaffenden ein Team gefunden, dass Franks Werk auf die Bühne bringt. Einen aktuellen Anlass dazu gibt es nicht: «Franks Buch ist nach wie vor dringlich», sagt Gnant. Die Dramafassung, die im Theater am Gleis auf die Bühne kommt, ist die erste überhaupt. Die Aufführung ist damit eine absolute Premiere.
Der Regisseur Marcel Gisler verfilmte es 1998 unter dem Titel «F. est un salaud». Statt auf Berndeutsch sind die Dialoge in Gislers Film französisch. Dies einfach deshalb, weil der beste Darsteller für Benni französisch sprach. Sowohl im Film wie im Buch spielt die Handlung in Zürich. Für die Dramatisierung der Erzählung arbeitete Gnants Team zuerst mit dem Buch. Erst in einer zweiten Runde liessen sich die Theaterleute auch vom Film inspirieren: «Da gibt Gisler der tragischen Seite von Fögi mehr Raum. Das tun wir auch.»
Gnant ist Zürcher, wird aber als Benni Franks Berndeutsch sprechen. «Dieser Dialekt macht die Hauptfigur etwas weniger abgebrüht als einen Stadtzürcher Jugendlichen», sagt er. Dabei spiele es keine Rolle, dass Franks Berndeutsch kein reiner und zudem noch ein veralteter Dialekt ist: «Die Bühnensprache ist ohnehin immer eine Kunstsprache.» Die Hauptarbeit für den Schauspieler ist eine andere, Gnant: «Ich muss mich einfühlen in die Figur von Benni. Aus dem inneren Gefühl hinaus kann ich glaubwürdig spielen, ohne die Eigenschaften der Figur auf der Bühne zu forcieren.» Gnant agiert allein auf der Bühne: «Ich muss daher auch einen emotionalen Zugang zu Fögi entwickeln.»
Max Gnant arbeitet in der Schweiz und in Deutschland. Dort hatte er zeitweilig feste Engagements an Theatern. In der Schweiz ist er unter anderem für seine Auftritte im Zirkus Chnopf und für lustige Rollen bekannt. «Beim Souhung war ich anfällig für die Schwere der Geschichte», sagt er. Allerdings wird er auch die unbändige Freude Bennis zeigen, wie er frisch verliebt ist und sich im siebten Himmel fühlt. Die Tragik fliesst nur langsam ins Stück rein. Schliesslich soll es gerade auch Jugendliche ab 14 Jahren abholen und berühren.
Christian Felix
Weitere Informationen:
Theater am Gleis.
Freitag 16. 8., Samstag.17. 8., 20 Uhr
Max Gnant als Benj im Liebesrausch, nachdem er Fögi kennengelernt hat.
Der Schauspieler Max Gnant bringt ein Kultbuch des Autors Martin Frank von 1979 auf die Bühne. Die Geschichte erregte später auch als Film Aufsehen.
Theater Es schlug voll ein in der Schweizer Literaturszene von 1979: Das Buch «ter fögi ische souhung» von Martin Frank. Nur schon dieser Titel, nur schon diese Sprache. «Frank ist unverklemmt in einem Masse, dass man ahnt, welchen Weg die ernsthaft-verkrampften Schweizer Autoren zu gehen hätten bis zur Entspannung», schrieb der Schriftsteller Jürg Laederach.
Franks Buch hat den Schauspieler Max Gnant schon vor vielen Jahren in den Bann gezogen. Nur schon wegen der Sprache. Frank lebt in Zürich, verbrachte aber die frühe Kindheit in Bern. Er schreibt in einem Berndeutsch, wie man es eher in Langenthal und in der Nähe von Solothurn spricht. Sein Stilmittel jedoch ist es, diesen Dialekt genauso zu schreiben, wie man ihn hört. Er scheut sich nicht davor, Wortgrenzen zu überspringen. Wohl gab es in den 1970ern einen Trend zu Dialektbüchern. Franks eigenwilliger Sprachgebrauch ist im deutschsprachigen Raum jedoch einmalig.
«Das Buch ging mir unter die Haut. Man muss es laut lesen, um es zu verstehen», sagt Gnant: «Damit kommt einem auch Franks Protagonist ungewöhnlich nahe.» Es ist Benni. Er erzählt uns die Geschichte aus seiner eigenen Sicht. Benni ist gerade mal 15, lernt den Rocker und Musiker Fögi kennen und ist hin und weg. Der 25-jährige Fögi verkörpert alles, was Benni sein möchte. Fögi lässt sich auf Benni ein. Der erste Satz im Buch gibt Ton und Thema an: «ter reto seit, ter fögi ische souhung».
Das Schimpfwort hat einen doppelten Sinn. Einerseits fehlt Fögi jedes Gefühl dafür, dass er für seinen jungen Freund Verantwortung trägt. Stattdessen beutet er den Jungen emotional aus. Der «Souhung» bezieht sich aber auch darauf, dass es Fögi mit Männern treibt. In der Zeit, als Frank sein Buch schrieb, war Homosexualität völlig verpönt. Der gesellschaftliche Druck auf ein Schwulenpaar wie Fögi und Benni trägt wesentlich dazu bei, dass die Liebe zwischen beiden kaputtgeht.
«Für mich ist es bei meiner Arbeit spannend, Minderheiten eine Stimme zu geben», sagt Gnant. Inzwischen hat er mit Regisseurin Maria Rebecca Sautter und weiteren Theaterschaffenden ein Team gefunden, dass Franks Werk auf die Bühne bringt. Einen aktuellen Anlass dazu gibt es nicht: «Franks Buch ist nach wie vor dringlich», sagt Gnant. Die Dramafassung, die im Theater am Gleis auf die Bühne kommt, ist die erste überhaupt. Die Aufführung ist damit eine absolute Premiere.
Der Regisseur Marcel Gisler verfilmte es 1998 unter dem Titel «F. est un salaud». Statt auf Berndeutsch sind die Dialoge in Gislers Film französisch. Dies einfach deshalb, weil der beste Darsteller für Benni französisch sprach. Sowohl im Film wie im Buch spielt die Handlung in Zürich. Für die Dramatisierung der Erzählung arbeitete Gnants Team zuerst mit dem Buch. Erst in einer zweiten Runde liessen sich die Theaterleute auch vom Film inspirieren: «Da gibt Gisler der tragischen Seite von Fögi mehr Raum. Das tun wir auch.»
Gnant ist Zürcher, wird aber als Benni Franks Berndeutsch sprechen. «Dieser Dialekt macht die Hauptfigur etwas weniger abgebrüht als einen Stadtzürcher Jugendlichen», sagt er. Dabei spiele es keine Rolle, dass Franks Berndeutsch kein reiner und zudem noch ein veralteter Dialekt ist: «Die Bühnensprache ist ohnehin immer eine Kunstsprache.» Die Hauptarbeit für den Schauspieler ist eine andere, Gnant: «Ich muss mich einfühlen in die Figur von Benni. Aus dem inneren Gefühl hinaus kann ich glaubwürdig spielen, ohne die Eigenschaften der Figur auf der Bühne zu forcieren.» Gnant agiert allein auf der Bühne: «Ich muss daher auch einen emotionalen Zugang zu Fögi entwickeln.»
Max Gnant arbeitet in der Schweiz und in Deutschland. Dort hatte er zeitweilig feste Engagements an Theatern. In der Schweiz ist er unter anderem für seine Auftritte im Zirkus Chnopf und für lustige Rollen bekannt. «Beim Souhung war ich anfällig für die Schwere der Geschichte», sagt er. Allerdings wird er auch die unbändige Freude Bennis zeigen, wie er frisch verliebt ist und sich im siebten Himmel fühlt. Die Tragik fliesst nur langsam ins Stück rein. Schliesslich soll es gerade auch Jugendliche ab 14 Jahren abholen und berühren.
Christian Felix
Weitere Informationen:
Theater am Gleis.
Freitag 16. 8., Samstag.17. 8., 20 Uhr
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