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Donnerstag, 8. Juni 2023
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Linus Truninger lässt sich von seinen Projekten nicht abhalten. Bild: Christian Felix
Die Oper entstand als Matura-Arbeit. Sie erhielt einen Preis bei «Schweizer Jugend forscht». Der Autor startet jetzt eine Theaterkarriere.
Bühne Nach gängigem Klischee sind Forscher Naturwissenschaftler, Mediziner oder Informatiker. In Tat und Wahrheit forschen auch Kulturschaffende nach neuem Wissen. So der 19-jährige Linus Truninger. Er untersuchte seine selbst erschaffene Oper mit dem Titel «Ogygia». Damit nahm der Winterthurer am Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» vom 20. bis 22. April an der Universität St. Gallen teil. Austragungsort war das neue Studienzentrum «Square».
«Man muss sich das vorstellen wie eine Messe. Alle Kandidierenden hatten einen Stand aufgebaut», sagt Truninger. Dazwischen zirkulierten Personen aus der Jury, Ehemalige von «Schweizer Jugend forscht», Medienleute und Freunde. Truninger erzählt: «Ich fand es schon auch stressig. Ich wollte mich einerseits zurückhalten und nicht aufdringlich wirken, anderseits doch auf mich aufmerksam machen.» Dazu hat der Kandidat ein eigenes Poster gestaltet und vor allem Videos von seiner Kammeroper aufgenommen und vorgeführt.
Kaum jemand schreibt mit 18 eine Oper, das heisst eine Oper mit Handlung, Text (in der Fachsprache Libretto) und Musik, das Ganze rund eineinhalb Stunden lang. Wobei das eine Schätzung ist. Bislang erlebte die «Ogygia» keine vollständige Aufführung. Ihr Autor hat sie aber so gestaltet, dass sie sich mit wenig Aufwand in Szene setzen lässt. Das machte es ihm möglich, zwei Stücke zu proben und aufzunehmen, jene Stücke, die er in St. Gallen dem Publikum gezeigt hat.
Truninger ist kein Mensch fürs Grobe, eher zurückhaltend zuerst, doch geistig hellwach und quirlig wie Quecksilber. Selbstverständlich hat einer wie er im Gymnasium neben Latein Altgriechisch belegt. Das muss man ihn gar nicht fragen. Man traut ihm zu, dass für ihn nichts zu gross und zu schwierig ist, um es ohne zu zögern anzupacken – sofern es ihn in den Bann schlägt. Das ist der Fall, aber nicht bei der Musik, sondern beim Theater. Wohl ist Truninger auch mit Musik aufgewachsen. Er ist in klassischem Gesang ausgebildet. Er singt Bariton. Zudem spielt er Bratsche, ein Streichinstrument mit einer Tonlage tiefer als die Violine, sozusagen deren Altstimme. «Das Komponieren habe ich mir dann selbst beigebracht. Auch übers Internet», verrät er.
Als Kind schon inszenierte der kleine Linus Theaterstücke. Truninger sagt: «Mein Zwillingsbruder musste mitspielen. Die Eltern waren das Publikum. Ich war beseelt davon, mit einem Theaterstück eine eigene Welt zu erschaffen.» Truningers Mutter ist Theaterpädagogin. Seine Nähe zur Kunst kommt aus der Familie. Diese hat die künstlerischen Gehversuche des Jungen gefördert.
Die Oper «Ogygia» war zu Beginn Truningers Maturaarbeit am Gymnasium Rychenberg. «Die Maturaarbeit gab mir die Chance, etwas ganz Neues auszuprobieren», sagt Truninger. Die Maturaarbeit wurde prämiert. Damit kam sie in den kantonalen Wettbewerb der Mittelschulen. Dadurch wiederum wurde sie automatisch bei «Schweizer Jugend forscht» angemeldet. An diesem Wettbewerb erhielt «Ogygia» die Auszeichnung «sehr gut» sowie einen Sonderpreis: Die «Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW» organisiert für den jungen Autor einen eigenen Besuchstag.
Mit der Anmeldung war der Auftrag an Truninger verbunden, seine Kammeroper zu überarbeiten. Zudem musste er ein Forschungsthema finden. «Ogygia» erzählt eine Episode aus Homers «Odyssee». Ogygia heisst die unbewohnte Insel, auf der die Göttin Kalypso (die Versteckte) wohnt. Sie behält den Helden Odysseus sieben Jahre lang bei sich, in einer Art süsser Gefangenschaft, in der sich die beiden lieben.
«Bei mir ist nicht Odysseus der Held, sondern Kalypso», sagt Truninger: «Die alten Mythen müssen sich verändern, damit sie lebendig bleiben». Lebendig sein bedeute, zum gesellschaftlichen Diskurs beizutragen: «Mythen sagen etwas ganz Tiefes über den Menschen aus», so Truninger. Die Forschungsfrage lautete für ihn denn auch, der Kraft und der Aufgabe von Mythen nachzugehen, dies besonders in der eigenen Version als Oper.
In der Episode auf Ogygia steht am Ende ein Aufbruch aus dem Liebesnest. Vielleicht liegt auch darin eine Bedeutung des Mythos. Er steht für Aufbruch aus dem Gewohnten und Bequemen. Auch Truninger bricht bald auf, in die Welt des Theaters. Derzeit leistet er noch Zivildienst. Im Sommer macht er eine Regiehospitanz am Theater Kanton Zürich in Winterthur. Er sagt: «Darauf freue ich mich extrem.» Die nächste Station wird weiter entfernt sein. An einer erstklassigen Theaterschule, hofft Truninger, und mit ihm alle, die ihn kennen.
Christian Felix
Linus Truninger lässt sich von seinen Projekten nicht abhalten. Bild: Christian Felix
Die Oper entstand als Matura-Arbeit. Sie erhielt einen Preis bei «Schweizer Jugend forscht». Der Autor startet jetzt eine Theaterkarriere.
Bühne Nach gängigem Klischee sind Forscher Naturwissenschaftler, Mediziner oder Informatiker. In Tat und Wahrheit forschen auch Kulturschaffende nach neuem Wissen. So der 19-jährige Linus Truninger. Er untersuchte seine selbst erschaffene Oper mit dem Titel «Ogygia». Damit nahm der Winterthurer am Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» vom 20. bis 22. April an der Universität St. Gallen teil. Austragungsort war das neue Studienzentrum «Square».
«Man muss sich das vorstellen wie eine Messe. Alle Kandidierenden hatten einen Stand aufgebaut», sagt Truninger. Dazwischen zirkulierten Personen aus der Jury, Ehemalige von «Schweizer Jugend forscht», Medienleute und Freunde. Truninger erzählt: «Ich fand es schon auch stressig. Ich wollte mich einerseits zurückhalten und nicht aufdringlich wirken, anderseits doch auf mich aufmerksam machen.» Dazu hat der Kandidat ein eigenes Poster gestaltet und vor allem Videos von seiner Kammeroper aufgenommen und vorgeführt.
Kaum jemand schreibt mit 18 eine Oper, das heisst eine Oper mit Handlung, Text (in der Fachsprache Libretto) und Musik, das Ganze rund eineinhalb Stunden lang. Wobei das eine Schätzung ist. Bislang erlebte die «Ogygia» keine vollständige Aufführung. Ihr Autor hat sie aber so gestaltet, dass sie sich mit wenig Aufwand in Szene setzen lässt. Das machte es ihm möglich, zwei Stücke zu proben und aufzunehmen, jene Stücke, die er in St. Gallen dem Publikum gezeigt hat.
Truninger ist kein Mensch fürs Grobe, eher zurückhaltend zuerst, doch geistig hellwach und quirlig wie Quecksilber. Selbstverständlich hat einer wie er im Gymnasium neben Latein Altgriechisch belegt. Das muss man ihn gar nicht fragen. Man traut ihm zu, dass für ihn nichts zu gross und zu schwierig ist, um es ohne zu zögern anzupacken – sofern es ihn in den Bann schlägt. Das ist der Fall, aber nicht bei der Musik, sondern beim Theater. Wohl ist Truninger auch mit Musik aufgewachsen. Er ist in klassischem Gesang ausgebildet. Er singt Bariton. Zudem spielt er Bratsche, ein Streichinstrument mit einer Tonlage tiefer als die Violine, sozusagen deren Altstimme. «Das Komponieren habe ich mir dann selbst beigebracht. Auch übers Internet», verrät er.
Als Kind schon inszenierte der kleine Linus Theaterstücke. Truninger sagt: «Mein Zwillingsbruder musste mitspielen. Die Eltern waren das Publikum. Ich war beseelt davon, mit einem Theaterstück eine eigene Welt zu erschaffen.» Truningers Mutter ist Theaterpädagogin. Seine Nähe zur Kunst kommt aus der Familie. Diese hat die künstlerischen Gehversuche des Jungen gefördert.
Die Oper «Ogygia» war zu Beginn Truningers Maturaarbeit am Gymnasium Rychenberg. «Die Maturaarbeit gab mir die Chance, etwas ganz Neues auszuprobieren», sagt Truninger. Die Maturaarbeit wurde prämiert. Damit kam sie in den kantonalen Wettbewerb der Mittelschulen. Dadurch wiederum wurde sie automatisch bei «Schweizer Jugend forscht» angemeldet. An diesem Wettbewerb erhielt «Ogygia» die Auszeichnung «sehr gut» sowie einen Sonderpreis: Die «Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW» organisiert für den jungen Autor einen eigenen Besuchstag.
Mit der Anmeldung war der Auftrag an Truninger verbunden, seine Kammeroper zu überarbeiten. Zudem musste er ein Forschungsthema finden. «Ogygia» erzählt eine Episode aus Homers «Odyssee». Ogygia heisst die unbewohnte Insel, auf der die Göttin Kalypso (die Versteckte) wohnt. Sie behält den Helden Odysseus sieben Jahre lang bei sich, in einer Art süsser Gefangenschaft, in der sich die beiden lieben.
«Bei mir ist nicht Odysseus der Held, sondern Kalypso», sagt Truninger: «Die alten Mythen müssen sich verändern, damit sie lebendig bleiben». Lebendig sein bedeute, zum gesellschaftlichen Diskurs beizutragen: «Mythen sagen etwas ganz Tiefes über den Menschen aus», so Truninger. Die Forschungsfrage lautete für ihn denn auch, der Kraft und der Aufgabe von Mythen nachzugehen, dies besonders in der eigenen Version als Oper.
In der Episode auf Ogygia steht am Ende ein Aufbruch aus dem Liebesnest. Vielleicht liegt auch darin eine Bedeutung des Mythos. Er steht für Aufbruch aus dem Gewohnten und Bequemen. Auch Truninger bricht bald auf, in die Welt des Theaters. Derzeit leistet er noch Zivildienst. Im Sommer macht er eine Regiehospitanz am Theater Kanton Zürich in Winterthur. Er sagt: «Darauf freue ich mich extrem.» Die nächste Station wird weiter entfernt sein. An einer erstklassigen Theaterschule, hofft Truninger, und mit ihm alle, die ihn kennen.
Christian Felix
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