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Freitag, 9. Juni 2023
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«Ich fühle mich wie auf einer Glückswolke», sagt Barbara Huizinga. Bild: spo
An der Spitze des Parlaments sitzt seit dem 15. Mai eine Frau. Barbara Huizinga sieht sich als konfliktscheue Brückenbauerin für Winterthur.
Politik Der Applaus war so lang, dass jede Musikband schon längst wieder auf die Bühne zurückgekehrt wäre. Die Wahl von Barbara Huizinga (42) zur Parlamentspräsidentin war einstimmig und zeigt, wie geschlossen die Parteien hinter ihr stehen. Ein Gespräch über Gott und Winterthur.
Sie sind die höchste Winterthurerin, wie fühlen Sie sich?
Barbara Huizinga: Ich fühle mich wie auf einer Glückswolke. Ich bin glücklich und dankbar.
An der Wahlfeier für die Parlamentarier haben Sie eine grosse Portion EVP angekündigt. Wie muss man sich diese EVP-Portion vorstellen?
An solchen Wahlfeiern machen die Fraktionen üblicherweise Schnitzelbänke. An meiner Feier wollte ich den Spiess umdrehen. Ich habe das christliche Klischee der EVP aufgenommen und eine humorvolle Kurzpredigt organisiert.
Sie haben eine Predigt gehalten?
Nein, das war Samuel Müller. Er ist Pfarrer und sprach ein paar Minuten über Glaube, die Hoffnung und Liebe.
Wie viel Religion steckt heute in der Evangelischen Volkspartei?
Religion nicht, aber Glaube. Es ist eine Weltanschauung, die wir in der EVP teilen. Eine Weltanschauung, die immer auf das Positive gerichtet ist und nicht auf irgendwelchen Dogmen fusst. Wir sind eine offene und lebensbejahende Partei.
Sie selbst waren Mitglied einer Freikirche. Wie wichtig ist Ihnen persönlich der Glaube?
Ich bin zwar in einer Freikirche aufgewachsen. Gott hat mir aber noch nicht das Du angeboten. Ich glaube, dass es eine grössere Schöpfungskraft gibt, die es gut mit uns meint. Der Glaube hat mich geprägt, ich bin jedoch sicher kein Fundi.
Sie gehen sehr offen mit ihrer Brustkrebs-Diagnose um. Ist der Kampf gewonnen?
Nein. Ich gelte zur Zeit als tumorfrei. Aber es dauert fünf Jahre, bis man von geheilt spricht. Ich bin sehr zuversichtlich.
Hat der Schritt, öffentlich über die Krankheit zu sprechen, viel Überwindung gekostet?
Es war ein Grundsatzentscheid. Als Politikerin bin ich in einer Art Schaufenster-Position. Das Positive, wenn man über seine Krankheit spricht, ist, dass man in Kontakt mit anderen Frauen kommt, die das Gleiche durchmachen. Das ist auch ein Zusammenstehen. Jede achte Frau erleidet in ihrem Leben Brustkrebs. Die Diagnose ist eine Zäsur, aber kein Weltuntergang. Medizinisch haben wir heute viele Möglichkeiten.
Trotz des Schicksalsschlags sind Sie für Ihre positive Ausstrahlung bekannt. Wo tanken Sie Kraft?
In der Natur oder in meinem Freundeskreis. Ich wandere gerne, das gibt mir einen Ausgleich zum Job.
Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Der Eschenberg-Turm ist mein Lieblingsort. Eigentlich mag ich alle drei Hügel von Winterthur sehr. Ich fühle mich da oben dann positiv klein und eingebunden in das grosse Ganze. Der Weitblick relativiert vieles. In der Stadt ist das Paddy O'Brien's mein zweites Wohnzimmer.
Sie sind vor 15 Jahren nach Winterthur gezogen. In den Medien war zu lesen, dass die Jahre in Winterthur Sie liberaler gemacht haben und Sie politisch nach links gerutscht sind. Sind Sie noch in der richtigen Partei?
Absolut! In der EVP habe ich immer grosse Unterstützung erfahren. Diese Frage höre ich oft und sie überrascht mich jedes Mal. Für mich ist es so eindeutig, dass ich zur EVP gehöre. Sie ist eine Art Familie. Zwar sind wir alle ziemlich unterschiedlich, aber das macht die Diskussionen auch spannend.
Sie haben sich als ernsthafte Pippi Langstrumpf umschrieben. Sehen Sie im starken Mädchen aus Schweden ein Vorbild?
Ich wurde als ernsthafte Annika erzogen. Ich hatte jedoch immer schon eine rebellische, unkonventionelle Seite. Pippi findet immer etwas Positives, tanzt aus der Reihe. Das sehe ich bei mir auch. Im Beruf als Pflegefachfrau bin ich oft mit Ängsten und der Endlichkeit konfrontiert. Ich versuche aber immer, ins Hoffnungsvolle zu kommen.
2017 haben Sie für den Stadtrat kandidiert. Am 18. Juni wird wieder gewählt. Reichen Sie noch eine Kandidatur ein?
Nein. Damals musste ich innerhalb von 48 Stunden entscheiden, ob ich in die Bresche springe, weil die offizielle EVP-Kandidatin nicht mehr zur Wahl stand. Ich war jung und sah es als eine grosse Chance, anzutreten. Es war zwar eine gute Erfahrung, aber ich bin der Typ Mensch für die Legislative. Ich bin zu konfliktscheu für den Stadtrat. Dieser hat eine extreme Arbeitslast, steht immer im Fokus und muss für alles den Kopf hinhalten.
Als Parlamentspräsidentin stehen Sie auch im Fokus ...
Mein Amt dauert ein Jahr. Partiell freue ich mich auf diese Aufmerksamkeit.
In Ihrem Amt müssen Sie Neutralität wahren. Wird das eine Herausforderung?
Ich glaube nicht. Ich bin ein Mensch, der gerne Brücken baut. Meine Herausforderung wird sein, dass ich die Geschäfte richtig organisiere. Ich bin Pflegefachfrau, es gehört zu meinem Job, neutral zu sein.
Worauf freuen Sie sich in Ihrem Amtsjahr?
Auf die verschiedenen Veranstaltungen und die Menschen, die ich in diesem Jahr kennenlernen werde. Es sind Einblicke, die ich sonst nicht erhalten würde. Ich kann Menschen in ihrer Passion erleben und ihnen durch meine Anwesenheit in der Funktion als höchste Winterthurerin auch eine Würdigung und Sichtbarkeit geben.
Was muss noch gesagt werden? Sie haben das letzte Wort ...
Als ich als 20-Jährige mit der Politik begann, hatte ich viele Antworten für die Welt, aber nur wenige für mich selbst. Das hat sich gewandelt. Ich würde mir heute nicht mehr anmassen zu sagen, welches Lebensmodell das richtige ist und welches das falsche.
Interview: Sandro Portmann
«Ich fühle mich wie auf einer Glückswolke», sagt Barbara Huizinga. Bild: spo
An der Spitze des Parlaments sitzt seit dem 15. Mai eine Frau. Barbara Huizinga sieht sich als konfliktscheue Brückenbauerin für Winterthur.
Politik Der Applaus war so lang, dass jede Musikband schon längst wieder auf die Bühne zurückgekehrt wäre. Die Wahl von Barbara Huizinga (42) zur Parlamentspräsidentin war einstimmig und zeigt, wie geschlossen die Parteien hinter ihr stehen. Ein Gespräch über Gott und Winterthur.
Sie sind die höchste Winterthurerin, wie fühlen Sie sich?
Barbara Huizinga: Ich fühle mich wie auf einer Glückswolke. Ich bin glücklich und dankbar.
An der Wahlfeier für die Parlamentarier haben Sie eine grosse Portion EVP angekündigt. Wie muss man sich diese EVP-Portion vorstellen?
An solchen Wahlfeiern machen die Fraktionen üblicherweise Schnitzelbänke. An meiner Feier wollte ich den Spiess umdrehen. Ich habe das christliche Klischee der EVP aufgenommen und eine humorvolle Kurzpredigt organisiert.
Sie haben eine Predigt gehalten?
Nein, das war Samuel Müller. Er ist Pfarrer und sprach ein paar Minuten über Glaube, die Hoffnung und Liebe.
Wie viel Religion steckt heute in der Evangelischen Volkspartei?
Religion nicht, aber Glaube. Es ist eine Weltanschauung, die wir in der EVP teilen. Eine Weltanschauung, die immer auf das Positive gerichtet ist und nicht auf irgendwelchen Dogmen fusst. Wir sind eine offene und lebensbejahende Partei.
Sie selbst waren Mitglied einer Freikirche. Wie wichtig ist Ihnen persönlich der Glaube?
Ich bin zwar in einer Freikirche aufgewachsen. Gott hat mir aber noch nicht das Du angeboten. Ich glaube, dass es eine grössere Schöpfungskraft gibt, die es gut mit uns meint. Der Glaube hat mich geprägt, ich bin jedoch sicher kein Fundi.
Sie gehen sehr offen mit ihrer Brustkrebs-Diagnose um. Ist der Kampf gewonnen?
Nein. Ich gelte zur Zeit als tumorfrei. Aber es dauert fünf Jahre, bis man von geheilt spricht. Ich bin sehr zuversichtlich.
Hat der Schritt, öffentlich über die Krankheit zu sprechen, viel Überwindung gekostet?
Es war ein Grundsatzentscheid. Als Politikerin bin ich in einer Art Schaufenster-Position. Das Positive, wenn man über seine Krankheit spricht, ist, dass man in Kontakt mit anderen Frauen kommt, die das Gleiche durchmachen. Das ist auch ein Zusammenstehen. Jede achte Frau erleidet in ihrem Leben Brustkrebs. Die Diagnose ist eine Zäsur, aber kein Weltuntergang. Medizinisch haben wir heute viele Möglichkeiten.
Trotz des Schicksalsschlags sind Sie für Ihre positive Ausstrahlung bekannt. Wo tanken Sie Kraft?
In der Natur oder in meinem Freundeskreis. Ich wandere gerne, das gibt mir einen Ausgleich zum Job.
Haben Sie einen Lieblingsplatz?
Der Eschenberg-Turm ist mein Lieblingsort. Eigentlich mag ich alle drei Hügel von Winterthur sehr. Ich fühle mich da oben dann positiv klein und eingebunden in das grosse Ganze. Der Weitblick relativiert vieles. In der Stadt ist das Paddy O'Brien's mein zweites Wohnzimmer.
Sie sind vor 15 Jahren nach Winterthur gezogen. In den Medien war zu lesen, dass die Jahre in Winterthur Sie liberaler gemacht haben und Sie politisch nach links gerutscht sind. Sind Sie noch in der richtigen Partei?
Absolut! In der EVP habe ich immer grosse Unterstützung erfahren. Diese Frage höre ich oft und sie überrascht mich jedes Mal. Für mich ist es so eindeutig, dass ich zur EVP gehöre. Sie ist eine Art Familie. Zwar sind wir alle ziemlich unterschiedlich, aber das macht die Diskussionen auch spannend.
Sie haben sich als ernsthafte Pippi Langstrumpf umschrieben. Sehen Sie im starken Mädchen aus Schweden ein Vorbild?
Ich wurde als ernsthafte Annika erzogen. Ich hatte jedoch immer schon eine rebellische, unkonventionelle Seite. Pippi findet immer etwas Positives, tanzt aus der Reihe. Das sehe ich bei mir auch. Im Beruf als Pflegefachfrau bin ich oft mit Ängsten und der Endlichkeit konfrontiert. Ich versuche aber immer, ins Hoffnungsvolle zu kommen.
2017 haben Sie für den Stadtrat kandidiert. Am 18. Juni wird wieder gewählt. Reichen Sie noch eine Kandidatur ein?
Nein. Damals musste ich innerhalb von 48 Stunden entscheiden, ob ich in die Bresche springe, weil die offizielle EVP-Kandidatin nicht mehr zur Wahl stand. Ich war jung und sah es als eine grosse Chance, anzutreten. Es war zwar eine gute Erfahrung, aber ich bin der Typ Mensch für die Legislative. Ich bin zu konfliktscheu für den Stadtrat. Dieser hat eine extreme Arbeitslast, steht immer im Fokus und muss für alles den Kopf hinhalten.
Als Parlamentspräsidentin stehen Sie auch im Fokus ...
Mein Amt dauert ein Jahr. Partiell freue ich mich auf diese Aufmerksamkeit.
In Ihrem Amt müssen Sie Neutralität wahren. Wird das eine Herausforderung?
Ich glaube nicht. Ich bin ein Mensch, der gerne Brücken baut. Meine Herausforderung wird sein, dass ich die Geschäfte richtig organisiere. Ich bin Pflegefachfrau, es gehört zu meinem Job, neutral zu sein.
Worauf freuen Sie sich in Ihrem Amtsjahr?
Auf die verschiedenen Veranstaltungen und die Menschen, die ich in diesem Jahr kennenlernen werde. Es sind Einblicke, die ich sonst nicht erhalten würde. Ich kann Menschen in ihrer Passion erleben und ihnen durch meine Anwesenheit in der Funktion als höchste Winterthurerin auch eine Würdigung und Sichtbarkeit geben.
Was muss noch gesagt werden? Sie haben das letzte Wort ...
Als ich als 20-Jährige mit der Politik begann, hatte ich viele Antworten für die Welt, aber nur wenige für mich selbst. Das hat sich gewandelt. Ich würde mir heute nicht mehr anmassen zu sagen, welches Lebensmodell das richtige ist und welches das falsche.
Interview: Sandro Portmann
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